Darin beschreibt er, dass er mit seiner Familie wegen der Pest aus Köln für einige Monate in das linksrheinische Dormagen gezogen ist und von dort mit seinen Angehörigen die Kapelle „Use-liebe-Fraue daselbst“ aufgesucht hat. Weiter schreibt er: „… es quamen vil leute uis coln, wollen und barfoissich, dahin mit ir gebitt und sagten uns, wie heftig es sturbe, zu zeiten 200 uff einem Tag, nannten uns etliche davon, die mir kannten.“
Im 17. Jahrhundert berichtet der damalige Pfarrer Paul Nickheim dem Pfalzgrafen Philipp Wilhelm über ein Ereignis während der Reformationszeit. Der reformierte Prediger Absalom von Kessel nahm zeitweise (1611–1614) die Marienkapelle und die St.-Dionysius- Kapelle in Baumberg (heute Teil von Monheim) in Besitz. Er soll das Gnadenbild in den Rhein geworfen haben. Es sei aber an das Ufer „wieder der Kapelle zugetrieben, sodass sich zwei Fischer, obwohl sie reformiert waren, gedrungen fühlten, es wieder zur Kapelle zu schaffen.“ So die spätere Darstellung von Theodor Prömpeler in seinem Werk „Die kirchlichen Verhältnis- se zu Monheim und Baumberg“ aus dem Jahr 1925. Er erklärte dieses „Wunder“ auf natürliche Weise: „Da das Bild wohl schwerlich in den Bereich der Strömung geschleudert worden war, ist es m. E. in natürlicher Weise angetrieben.“
In einer Anmerkung schreibt Prömpeler, „das Bild ist heute nicht mehr vorhanden.“ Es ist aber davon auszugehen, dass die heute in der Kapelle aufgestellte Pietà, die von einem unbekannten Künstler im 15. Jahrhundert geschaffen worden ist, tatsächlich vom Bildersturm betroffen war. Die Pietà war bis 1925 verhüllt und in der Kapelle nicht zu sehen. Die Figur und der barocke Altaraufsatz sind erst um 1927 von den Kölner Kunsthistorikern Vogts und Jakob Eschweiler auf dem Speicher der Kapelle entdeckt worden. Im Chorraum war ein neoklassischer Altar mit einer weißen Marienfigur auf- gestellt. Davon gibt es kein Bild, sondern nur einen Hinweis in Paul Clemens‘ 1891 erschienenem Inventar „Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz“ von.
Der damalige Pfarrer Johannes Krüll, der die Nachforschungen initiiert hatte, ließ den neoklassischen Altar entfernen und den Barockaltar mit der Pietà aufstellen, so wie er heute noch zu sehen ist. Nach den schrecklichen Erfahrungen des Ersten Weltkrieges war es ihm ein besonderes Anliegen, die Verehrung der „Schmerzhaften Mutter“ in seiner Gemeinde mit vielen Gottesdiensten und Andachten wieder zu beleben.
Jakob Eschweiler beschreibt die Pietà 1927 mit diesen Worten: „Sehr ergreifend hat der Künstler den tiefen Schmerz in ihrem Antlitz zum Ausdruck gebracht. Still, würde- und hoheitsvoll, ja königlich trägt Maria ihr übergroßes Mutterleid. Ihre schmerzerfüllten Augen, denen eine Träne entquillt, schauen auf den erstarrten, zermarterten Leichnam ihres göttlichen Sohnes, der, in gotischer Stilisierung zu schlank, aber im Verhältnis zur Mutter zu klein, lang gestreckt, mit zahlreichen verkrusteten großen Blutspuren bedeckt, auf ihrem Schoß ruht und mit den Füßen den Boden berührt. Mit ihrer Rechten umfasst sie liebevoll die rechte Schulter Christi, dessen rechter Arm schlaff herunterhängt. Ihre gestreckte Linke hält sanft den linken Arm des Heilandes. Den Besucher möchte der Schmerz Mariens mehr ergreifen als der wundbedeckte Leichnam des Erlösers, der uns hier als der von seinen übermenschlichen Qualen Erlöste erscheinen kann.“
Da die Kapelle im Zweiten Weltkrieg in der Nähe der „Rhenania-Ossag“, einer oft von Luftangriffen bedrohten Ölraffinerie lag, wurde die wertvolle und geliebte Pietà damals in der St.-Gereon-Kirche aufgestellt. Nach deren Zerstörung am21./22. Februar 1945 fand man die Figur erst nach langem Suchen. Die leicht beschädigte Pietà wurde zunächst von Heinz Püster restauriert und später von Kunstsachverständigen in den alten Zustand zurückversetzt.
Der Kapellenbau ist bei diversen Bombenangriffen und Artilleriebeschuss nur relativ leicht beschädigt worden, musste aber seitdem mehrfach saniert werden. Die zerstörten alten Fenster mussten durch neue, rein ornamental gestaltete Gläser ersetzt werden. Bei einer Restaurierung wurden das gotische Gewölbe mit seinen Rippen und das Fenstermaßwerk farblich besonders akzentuiert. Aus der guten Akustik hat die Konzertreihe „Klangwelle 714“ des Vereins „Marienkapelle am Rhein e. V.“ mit fast monatlichen, sehr diversen und guten Konzerten über zehn Jahre Vorteil gezogen. Der stimmungsvolle Raum wird also nicht nur mit regelmäßigen Gottesdiensten der Gemeinde, sondern auch durch die eher profanen Konzerte intensiv genutzt.